Stoppen Sie die Strassenbauoffensive!
Sehr geehrter Herr
Regierungschef, sehr geehrter Herr Regierungschef-Stellvertreter, sehr geehrte Frau
Regierungsrätin, sehr geehrte Herren Regierungsräte
Vor kurzem hat Vorarlberg
zwölf Varianten für eine Verkehrslösung Feldkirch-Süd zur Diskussion gestellt.
Mit Ihrer Zweckmässigkeitsprüfung verschiedener Varianten haben Sie im letzten
Jahr erheblich dazu beigetragen, dass die Problematik nun neu beurteilt wird.
Wir gratulieren Ihnen für Ihren Mut zur Intervention im Nachbarland. Sie haben
Ihre Mitsprache mit dem Staatsvertrag Alpenkonvention begründet. Dieser
verpflichtet im Verkehrsprotokoll alle Vertragsstaaten – und wir sind stolz
darauf, dass Liechtenstein seit 2002 dazu gehört – zu einer nachhaltigen
Verkehrspolitik.
Sie können sich sicher
vorstellen, dass wir mit den Vorschlägen aus Vorarlberg nicht zufrieden sind. Es wurden
ausschliesslich Strassenvarianten geprüft, sie alle ziehen mehr Verkehr an. Mit
jeder der geprüften Varianten werden wir in Schaanwald gegenüber heute zwischen
40 und 48 Prozent mehr motorisierten Verkehr haben! Wir werden
uns, ermutigt durch die Vorarlberger Regierung, für eine sorgfältige Prüfung
einer nachhaltigen Lösung für den grenzüberschreitenden Verkehr und
insbesondere für den Ausbau des Schienenverkehrs einsetzen. Der öffentliche Verkehr und
weitere verkehrsreduzierende Massnahmen sollen im Zentrum stehen und nicht zu
„flankierenden Massnahmen“ degradiert werden.
Wir fordern Sie zugunsten
der Lebensqualität in Liechtenstein zu folgenden Taten auf:
- Bekennen Sie sich zu einer nachhaltigen Verkehrspolitik, die in erster Linie auf den öffentlichen Verkehr und auf politische Massnahmen zur Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs setzt. Nur wenn nachweislich absolut notwendig, werden als flankierende Massnahmen Kapazitätserweiterungen im Strassenbau realisiert. Eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung (59 Prozent!) hat diesen Wunsch 2004 in Ihrer Umfrage geäussert.
- Definieren Sie Umweltziele für alle Bereiche, in denen sich die Folgen des motorisierten Verkehrs negativ auswirken. Zum Beispiel für den Flächenverbrauch, den Treibstoffverbrauch und speziell für die Luftreinhaltung, deren Vollzug im Argen liegt. Es geht um die Gesundheit der Bevölkerung.
- Arbeiten Sie vermehrt ressortübergreifend. Verkehr ist nicht nur eine zentrale Grösse für den Zustand der Umwelt, sondern auch für die Dynamik der wirtschaftlichen Entwicklung. Eine Verkehrsentwicklung im Einklang mit der Umwelt erhöht die Lebensqualität und damit auch die Standortqualität. Gewinnen Sie die Wirtschaft dafür.
- Arbeiten Sie grenzüberschreitend und lösungsorientiert mit den Nachbarstaaten zusammen. Ihre landesweite Strassenbauoffensive wird in Vorarlberg gleichermassen verkehrsinduzierende Wirkung zeigen – sprich: Mehrverkehr erzeugen – wie die verschiedenen Varianten der Südumfahrung Feldkirch in Liechtenstein. Stoppen Sie diese Planungen, bevor Vorarlberg im Sinne der Alpenkonvention und mit Gegenrecht bei Ihnen anklopft und Alternativen fordert.
Wir hoffen auf Ihre Unterstützung und freuen uns auf fruchtbare Gespräche.
Mit freundlichen Grüssen
Liechtensteinische Gesellschaft für Umweltschutz
LGU
Regula
Mosberger, Geschäftsführerin
VCL Verkehrs-Club Liechtenstein
Georg Sele,
Präsident
Arbeitsgruppe Verkehrsproblem Liechtensteiner Unterland
Bruno Meier,
Rainer Batliner
Hier finden Sie den Brief als pdf:
Offener Brief: Stoppen Sie die Strassenbauoffensive!