Bitte Vorsicht, ich bin Starr vor Kälte

Erdkröte, © Jürgen Kühnis

Wie überstehen Wildtiere die kalte Jahreszeit? In unserer aktuellen Reihe berichten wir euch erstaunliche Fakten zu ihren faszinierenden Überwinterungsstrategien. In den vergangene Wochen haben wir bereits verschiedene Strategien kennengelernt wie Winterschlaf, Winterruhe oder das Energiesparen von Schneehase und Co. Doch was machen die wechselwarmen Amphibien und Reptilien im Winter? Oder Insekten?

Alljährlich, sobald die Tage länger werden und die Winterkälte immer seltener wird, tauchen an so manchen Strassenrändern diese kleinen, grünen Begrenzungen auf. Die meisten wissen sofort warum: Die Krötenwanderung beginnt! Die Erdkröten gehören zu den ersten Amphibien, die wir nach dem Winter zu sehen bekommen. Sie begeben sich zu ihren Laichgewässern, die Paarungs- und Fortpflanzungszeit hat begonnen. Doch wo waren sie den ganzen Winter über und wie konnten diese kleinen Tiere die Kälte überstehen?

Frösche, Kröten, Eidechsen, Schleichen und Schlangen verbringen die kalte Jahreszeit eingegraben und versteckt unter Erde und Laub. Sie befinden sich dann in der sogenannte Kältestarre. Ihre Stoffwechselfunktionen sind fast auf Null zurückgefahren und sie verbrauchen fast keine Energie mehr. In diesem Zustand können Reptilien und Amphibien mehrere Monate ausharren. Idealerweise werden sie während sehr kalte Wintertage noch von einer Schneeschicht vor den gefährlichen Frösten geschützt. Körpereigene «Frostschutzmittel» schützen sie ein Stück weit vor dem Erfrieren.  Erst wenn steigende Temperaturen ihre Körper wieder auf Betriebstemperatur bringen, erwachen sie wieder aus ihrer Starre.

Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e2/Zitronenfalter.jpg

Überlebenskünstler Zitronenfalter

Während sich andere Tagschmetterlinge wie der kleine Fuchs oder der Admiral Schutz vor der Kälte in Höhlen oder Dachstöcken suchen, verbringt der Zitronenfalter den Winter praktisch ungeschützt im Freien. An der Unterseite von Blättern hängend hält der Temperaturen von bis zu -20 Grad statt. Vorsorglich hat er überflüssige Körperflüssigkeiten rechtzeitig «abgelassen» und das in die Zellen eingelagerte Glycerin schützt die Überlebenskünstler vor Erfrierungen.

Wasserfrosch, © Jürgen Kühnis

Kältestarre am Teichgrund

Im Gegensatz zu vielen anderen Tieren ziehen sich die Wasserfrösche in der Winterzeit nicht in Laubhaufen, Erdhöhlen oder Baumwurzeln zurück, sondern gräbt sich im Schlamm eines stehenden Gewässers ein. Da Frösche keine Kiemen haben, überleben Wasserfrösche die Winterstarre unter Wasser nur, weil sie zum einen ihre Stoffwechselaktivität stark reduziert haben und zum anderen den wenigen Sauerstoff, den sie benötigen über die Haut aufnehmen können. Auftauchen müssen diese nur wenn sie aktiv werden und ein erhöhter Sauerstoff Bedarf von Nöten ist. Ist der See/Teich zugefroren, kann das für die Tiere den Tod bedeuten. Auch nährstoffreiche Gewässer - zum Beispiel durch Überdüngung - weisen einen geringen Sauerstoff Wert auf und gefährden die Tiere.

Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ameisenh%C3%BCgel_im_Wald.jpg#Licensing

Ameisen - ein Volk in der Kältestarre

Schon im August beginnt bei den Ameisen der Aufbau der Winterreserven und die Fütterung der Larven wird eingestellt. Reservestoffe werden in Form von Fettkörpern im Organismus angereichert. Bereits im November ziehen sich die Ameisen in ihr Nest zurück und verschliessen die Eingänge. Sie begeben sich in die untersten Ebenen ihres Baus. Hier finden sie sich dann zu kleinen Ballen zusammen und beschränken ihre Aktivitäten auf ein Minimum bis sie in eine Kältestarre verfallen. Es überwintern sowohl Königin als auch Arbeiterinnen und Larven. Das für den Menschen sichtbare Ameisennest dient nur noch dem Schutz vor Kälte und besitzt keine weiteren Funktionen mehr. Wenn die Temperaturen wieder steigen, beendet ein Teil des Volkes die Winterstarre und wird wieder aktiv. Sie beginnen mit der Nahrungssuche und dem Wiederaufbau des Nestes.

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