Liechtensteins Weg zur Klimaneutralität
Die Verwendung von erneuerbaren Energien ist weltweit ein wichtiges Thema, auch in Liechtenstein. Die Regierung hat sich das Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu werden. Mit der Energievision 2050 plant Liechtenstein den Energiebedarf 100% durch erneuerbare Energien zu decken. Die Energiestrategie 2030 legt dafür erste Schritte fest. Der kürzlich veröffentlichte 4. Monitoringbericht zeigt, welche Fortschritte Liechtenstein bereits gemacht hat und wo noch Handlungsbedarf besteht.
Das Diagramm zeigt die einzelnen erneuerbaren Energiequellen in Liechtenstein. Die grüne Säule zeigt, wo wir im Jahr 2023 stehen, während die orange Säule darstellt, was noch erreicht werden muss, um die Energievision 2050 zu verwirklichen.
Wasserkraft: Eine der stabilsten und wichtigsten Energiequellen Liechtensteins sind die Wasserkraftwerke Samina und Lawena. Diese nutzen die Energie der Fliessgewässer und erzeugen jährlich rund 68 GWh.
Photovoltaik: Solarenergie gewinnt zunehmend an Bedeutung und deckt derzeit etwa 11,4% des jährlichen Stromverbrauchs. Der Ausbau von PV-Anlagen auf Dächern und Freiflächen wird verstärkt gefördert, um das Ziel von 570 GWh bis 2050 zu erreichen.
Biomasse: Biomasse wird hauptsächlich aus Holzabfällen und Biogas gewonnen. Diese Materialien stammen überwiegend aus der Region, darunter aus der Forst- und Landwirtschaft. Biomasse leistet sowohl zur Stromproduktion als auch zur Wärmebereitstellung einen Beitrag.
So will Liechtenstein klimaneutral werden
Die Energievision 2050 setzt klare und ehrgeizige Ziele, um Liechtenstein klimaneutral zu machen. Ein zentraler Bestandteil der Vision ist die drastische Senkung des Gesamtenergieverbrauchs um 40% (gegenüber 2008). Um diese Reduktion zu erreichen, werden verschiedene Massnahmen ergriffen. Dazu gehören die Steigerung der Energieeffizienz, die Sanierung von Gebäuden und die Förderung der Elektromobilität.
Ein weiteres Ziel der Energievision ist die komplette Umstellung auf erneuerbare Energien.
Photovoltaikanlagen spielen eine zentrale Rolle im Ausbau der erneuerbaren Energien in Liechtenstein und sind entscheidend für das Erreichen der Energievision 2050. In den letzten Jahren hat die Installation von PV-Anlagen auf Dächern von Wohnhäusern und öffentlichen Gebäuden zugenommen. Alpine Standorte werden ebenfalls immer wichtiger, da sie spezielle Vorteile für die Photovoltaik bieten. Durch die klare und trockene Luft, sowie durch den reflektierenden Schnee, können alpine PV-Anlagen bis zu doppelt so viel Ertrag pro kWp im Vergleich zu Anlagen im Mittelland erzielen (Davos Totalp). Trotz dieser Vorteile gibt es auch Herausforderungen wie Wetterbedingungen, Erreichbarkeit, sowie Naturschutz- und ästhetische Aspekte, welche berücksichtigt werden müssen.
Windkraft: Windenergie wird bislang in Liechtenstein nicht genutzt. Die LIGEN Studie (Liechtensteinische Initiativgruppe für Energie) zeigt jedoch, dass eine Nutzung in der Zukunft möglich wäre. Die LKW prüft aktuell einzelne Standorte vertieft, welche sich für die Installation von Windrädern eignen würden und wie sie in den Energiemix integriert werden können. Schätzungen gehen davon aus, dass Liechtenstein etwa 20 moderne Windräder benötigen würde, um das geplante Produktionsziel von rund 110 GWh pro Jahr zu erreichen. Es wird nicht möglich sein, 20 Windräder in Liechtenstein zu installiert. Deshalb wird jetzt versucht, gemeinsame Windanlageprojekte in erster Linie im Vorarlberg zu planen und zu realisieren (Alpe Rauz).
Kleinbiogasanlage in Triesen
Die neue Biogasanlage in Triesen soll im Winter in Betrieb genommen werden. Aus organischen Abfällen, wie Lebensmittelresten erzeugt die Biogasanlage Strom und Wärme. Mit nur einem Kilogramm Lebensmittelabfällen kann genug Biogas produziert werden, um mit einem Auto etwa einen Kilometer weit zu fahren. Die Anlage hilft also nicht nur bei der Reduktion von CO2-Emissionen, sondern stärkt auch den Anteil von erneuerbaren Energien. Anstatt Abfälle ungenutzt zu entsorgen, werden sie hier in grüne Energie umgewandelt. Zusätzlich entsteht ein natürlicher Dünger, der in der Landwirtschaft genutzt werden kann. Die Biogasanlage in Triesen ist ein Modellprojet für nachhaltige Energie und unterstützt so Liechtenstein auf dem Weg zur Klimaneutralität 2050.
Ausblick: Was bleibt zu tun?
Auch wenn es Fortschritte gibt, zeigt der Monitoringbericht, dass weiterhin Handlungsbedarf besteht. Besonders deutlich wird dies bei den folgenden Punkten:
Förderung und Ausbau erneuerbarer Energien: Photovoltaik und Windkraft müssen kontinuierlich und in grossem Umfang ausgebaut werden. Im Jahr 2023 konnte Liechtenstein eine Erhörung der Photovoltaik Leistung um 15 Megawatt Peak erzielen. Für Photovoltaik wird jedoch ein Zubau von bis zu 22 Megawatt pro Jahr als notwendig angesehen, um das theoretische Potenzial von über 500 GWh pro Jahr zu erreichen. Zusätzlich könnte die Windkraft bis zu 110 GWh pro Jahr liefern, wenn alle potenziellen Standorte genutzt werden. Diese Massnahmen könnten Liechtenstein eine höhere Unabhängigkeit vom Import fossiler Energien bringen und dazu beitragen, das Netto-Null-Ziel des Pariser Abkommens zu erreichen.
Energieeffizienz steigern: Wärmedämmungen, der Ausbau von Fernwärme und die Umstellung auf moderne Heizsysteme sind unerlässlich, um den Energieverbrauch nachhaltig zu senken.
Verkehr und Elektromobilität: Die Elektrifizierung des Verkehrs bleibt ebenfalls eine grosse Herausforderung. Zwar steigt die Zahl der Elektrofahrzeuge und die Ladeinfrastruktur wird ausgebaut, der Treibstoffverbrauch ist jedoch im Jahr 2023 wieder gestiegen. Die Regierung plant, die Basis für eine stärkere finanzielle Förderung von Ladeinfrastrukturen zu schaffen, um den Umstieg auf Elektrofahrzeuge attraktiver zu machen.
Speicherkapazitäten und Überschüsse: Mit dem weiteren Ausbau der Photovoltaik und dem möglichen Einstieg in die Windkraftproduktion stellt sich die Frage nach der Speicherung von Energie. Vor allem im Sommer könnten grosse Überschüsse entstehen, die eine saisonale Speicherung oder den Export erfordern. Batterien und Pumpspeicher könnten kurzfristig helfen, aber langfristig wird ein saisonaler Speicher benötigt, um den Bedarf im Winter zu decken.
Bewusstsein in der Bevölkerung stärken: Ein langfristiger Erfolg der Energievision 2050 erfordert eine Sensibilisierung der Bevölkerung für den Umweltschutz. Informationskampagnen und öffentliche Aufklärung können dabei helfen, das Verständnis für erneuerbare Energien zu fördern und das Engagement zu stärken.
Bhutan: Ein Paradebeispiel für Klimaneutralität
Liechtenstein könnte sich ein Beispiel an Bhutan nehmen. Ein Land, welches bereits klimaneutral und sogar klimapositiv ist. Fast acht Milliarden Kilowattstunden CO2-freien Strom wird aus Wasserkraft im Jahr produziert. Bhutan hat somit mehr saubere Energie, als es selbst verbraucht. Überschüssiger Strom wird exportiert, was Bhutan zusätzlich unterstützt.
Das Beispiel Bhutan zeigt, dass auch kleine Länder eine grosse Wirkung im Kampf gegen den Klimawandel haben können. Liechtenstein könnte durch einen starken Ausbau erneuerbare Energien ähnliche Erfolge erzielen und zum Vorreiter im Klimaschutz werden.
Quellen:
4. Monitoringbericht zur Energiestrategie https://www.llv.li/serviceportal2/amtsstellen/stabstelle-regierungskanzlei/bua_146_2024_bua-betreffend-4.-monitoringbericht-zur-energiestrategie-2030.pdf
Amt für Statistik https://www.statistikportal.li/de/themen/raum-umwelt-und-energie/energie
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