Milde Winter als Todesfalle
Milde Winter als Todesfalle
Viele Wildtiere, wie beispielsweise das Alpenschneehuhn oder der Igel sind vom Winter beziehungsweise einer dicken Schneedecke abhängig. Sind die Winter zu mild, geht es für sie ums nackte Überleben.
Hinweis: Dieser Bericht wurde für die November 2023 Ausgabe des Magazin «Panorama» des Liechtensteiner Vaterlands erstellt.
Alpenschneehuhn, Schneehase, Igel, Murmeltier oder auch der Alpensalamander sind hierzulande beheimatet. Wer sich in diesen Breitengraden wohlfühlt, muss mit den langen und frostigen Wintermonaten klarkommen. Daran haben sich die Wildtiere über lange Zeit angepasst und verschiedene Strategien entwickelt, um die Wintermonate zu überstehen. Teilweise brauchen sie die dicke Schneedecke als Isolation für ihre Höhle, oder nutzen die kalte Jahreszeit, um sich in den Winterschlaf zu begeben. Doch der Rhythmus der Jahreszeiten, der über Jahrtausende hinweg konstant ihr Leben diktiert hat, gerät gerade ziemlich stark aus den Fugen. Der Winter verliert seinen früheren Glanz und die klirrende Kälte bleibt meist aus.
Liechtenstein liegt im Zentrum der Alpen, vor allem hier ist die Klimaerwärmung deutlich spürbar. Die Durchschnittstemperaturen hierzulande sind, laut Meteo Schweiz, seit 1864 um rund zwei Grad Celsius angestiegen. Das macht sich nicht nur in den heissen Sommermonaten bemerkbar, sondern auch im Winter. Die Anzahl der frostigen Tage nimmt ab, der Schnee bleibt entweder nicht lange liegen oder schmilzt viel zu früh. Der Winter erstreckt sich in den meisten Jahren über eine kürzere Zeitspanne, wobei häufig wärmere Perioden auftreten. Für die kälteadaptierten Tiere bedeutet das Stress und oft den Kampf ums Überleben, wie beispielsweise für das Alpenschneehuhn und den Schneehasen. Sie hüllen sich für die Wintermonate in weisses Gefieder beziehungsweise Fell, um vor Raubtieren geschützt zu sein. Ohne Schnee trifft das Gegenteil ein und sie sind den Räubern schutzlos ausgeliefert. Beide Arten gelten in der Schweiz laut der Roten Liste als potenziell gefährdet.
Auch den Wildtieren weiter unten im Tal fehlt der durchgehende Winter, so beispielsweise dem Igel. Sie begeben sich in den Winterschlaf, um den winterlichen Nahrungsmangel zu entgehen und schlafen von November bis März durch. Sind die Temperaturen aber zu mild, wachen sie auf und werden aktiv. Das zehrt an den Energiereserven, die dann später fehlen.
Die schnellen klimatischen Veränderungen führen zu einem Anpassungsdruck bei den Tieren. Entweder lernen sie aus ihren Erfahrungen neues Verhalten, oder die genetischen Informationen ganzer Populationen werden verändert, erklärt Professor Dr. Klaus Hackländer, Wildtierbiologe und Vorstand der Deutschen Wildtier Stiftung in einer Aussendung. Letzteres ist aber ein Prozess, der viele Jahrzehnte in Anspruch nehmen kann, bis sich das vorteilhaftere Gen für die entsprechenden Bedingungen durchgesetzt hat. So bleibt abzuwarten, welche Tiere sich schnell genug an die neuen Gegebenheiten, die durch den Klimawandel entstehen, anpassen können. Es ist also wichtiger denn je, Massnahmen gegen den fortschreitenden Klimawandel zu ergreifen. Denn eines ist klar, schneesicher ist es hierzulande nicht mehr und das bringt viele Probleme mit sich.
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