Bis bald, ich bin im Süden

Rauchschwalben sind Langstreckenzieher; Bild: Andreas Eichler, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Wie überstehen Wildtiere die kalte Jahreszeit? In unserer aktuellen Reihe berichten wir euch erstaunliche Fakten zu ihren faszinierenden Überwinterungsstrategien. Wir haben bereits einige Strategien genauer beleuchtet. Im heutigen Beitrag geht es um Tierarten, die vor der kalten, nahrungsärmeren und dunkleren Jahreszeit in Richtung Süden ziehen. Zugvögel sind die ersten, an die man dabei denkt. Doch auch andere Tierarten nehmen lange Wegstrecken auf sich, um über den Winter zu kommen.

Auch Fledermäuse wandern

Unter den in Liechtenstein heimischen Fledermäusen gibt es gleich mehrere Arten, die weite Strecken zwischen Sommer- und Winterquartier zurücklegen. Das Besondere dabei ist, dass nur die weiblichen Fledermäuse die weiten Strecken auf sich nehmen. Sie verbringen den Sommer in nördlicheren, insektenreichen Gebieten wie grossen Seenplatten, um dort ihre Jungen zu gebären und aufzuziehen. Im Herbst kehren sie zurück, um sich zu paaren und um sich Winterspeck für den Winterschlaf anzufressen. Weibliche Rauhautfledermäuse zum Beispiel halten ihren Winterschlaf am liebsten in Scheiterbeigen.

Grosser Abendsegler, © Silvio Hoch

Auch bei Zweifarbenfledermäusen sowie Grossem und Kleinem Abendsegler wandern die Weibchen oft weite Strecken zwischen Sommer- und Winterquartier.

Distelfalter wandern über Generationen

Distelfalter, Bild: Quartl, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Common

Erstaunlich, aber wahr: Den Winter verbringen die bunten Distelfalter im tropischen und subtropischen Afrika. In zwei Generationen wandern sie im Frühjahr bis Mitteleuropa und eine weitere Generation erreicht sogar nordeuropäische Gefilde. Die erste Generation wandert von den Tropen oder Subtropen bis ans Mittelmeer. Erst die zweite Generation erreicht Mitteleuropa. Einige von euch haben vielleicht die Masseneinflüge von Distelfaltern in den Jahren 2009 oder 2019 erlebt. Es war eindrücklich, als plötzlich tausende der bunten Falter in Liechtenstein entlang des Rheins nordwärts flatterten. Die Rückwanderung in die Winter-Domizile wird dann übrigens von einer einigen Generation bewältigt. Das bedeutet, dass so ein zierlicher Falter bis zu 4000 km zurücklegt!

Viele Vogelarten zieht es im Winter Richtung Süden

Eine Gruppe Stare ist zum Aufbruch bereit; © Ralf Hüsges, via Flickr https://www.flickr.com/photos/ralf-huesges/54023006174

Nur etwa die Hälfte der Vogelarten bleibt auch im Winter bei uns und ist an die rauen Bedingungen angepasst. Die andere Hälfte sucht rechtzeitig wärmere Regionen auf. Rund zwei Drittel davon sind sogenannte Langsstreckenzieher. Schwalben, Mauersegler, Kuckuck und viele andere Arten legen sehr lange Strecken zwischen Sommer- und Winterquartier zurück. Sie starten bereits im Spätsommer Richtung Süden und kommen oft erst im späten Frühjahr zurück. Weniger weit fliegen die Kurzstreckenzieher wie Star oder Kiebitz. Sie können deswegen länger im Sommerquartier verweilen. Stare beispielsweise verbringen die kalte Jahreszeit rund ums Mittelmeer.

Wie können wir Tiere unterstützen, die zwischen Sommer- und Winterquartier pendeln?

Das Braunkehlchen, beobachtet im Ruggeller Riet, überwintert südlich der Sahara im tropischen Afrika; © Rainer Kühnis

Damit Wildtiere sicher zwischen weit voneinander entfernt gelegenen Sommer- und Winterquartieren wechseln können, müssen die Zugrouten möglichst störungsfrei sein und genügend ökologisch wertvolle Rastplätze enthalten.

Nicht weniger wichtig ist, dass sie genug Reserven haben, um die lange Reise zu überstehen. Dazu können wir alle beitragen, indem wir naturnahe Landschaften fördern und möglichst wenig stören, indem wir naturnahe Gärten pflegen, die genügend Nahrung und sichere Nistmöglichkeiten bieten und indem wir auf Pestizide verzichten, da belastete Nahrung den Einbau von Fettreserven behindern oder das Immunsystem schwächen kann.

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