Der Lebenszyklus eines T-Shirts: Umweltbelastungen von der Baumwollplantage bis zum Kleiderschrank

Podrez, https://www.pexels.com/de-de/foto/weisses-t-shirt-11671964/

Schon mal überlegt, was alles in der Produktion eines simplen Kleidungsstücks wie zum Beispiel einem einfachen T-Shirt steckt? Was so alltäglich und unscheinbar wirkt, verbirgt einen komplexen Prozess, der enorme Mengen an Wasser, Energie und Chemikalien verbraucht. Doch welche Schritte gehören dazu und welche haben die grössten Auswirkungen auf unsere Umwelt?

Jeden Tag wird weltweit Kleidung in gigantischen Mengen produziert. Die Herstellung eines Kleidungsstücks durchläuft zahlreiche Schritte – vom Anbau der Rohstoffe über die Verarbeitung und Färbung bis hin zum fertigen Produkt. Während diesen Phasen werden mehr Chemikalien und Wasser verwendet, als man vielleicht meinen mag. Die verschiedenen Stoffe, die in der Herstellung verwendet werden, haben enorme Auswirkungen auf die Umwelt und ihre Ökosysteme.

UNCTAD, https://www.flickr.com/photos/unctad/48050017702, CC BY-SA 2.0

Der erste Schritt der Herstellung eines T-Shirts beginnt mit der Produktion der Rohstoffe. Baumwolle ist eine beliebte Faser, weil sie natürlich und vielfältig einsetzbar ist. Sie wird hauptsächlich in Indien, China und in den USA angepflanzt. Weltweit werden jedes Jahr ca. 27 Millionen Tonnen Baumwolle produziert, was eine Menge Wasser verbraucht: Für ein Kilo Rohstoff braucht es knappe 23‘000 Liter Wasser, für ein einziges T-Shirt ca. 1770-2500 Liter.

Allerdings gibt es bei der konventionellen Baumwollanpflanzung noch ein weiteres Problem, und zwar der Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden. Obwohl Baumwollfelder nur 2.4% der weltweiten Anbauflächen ausmachen, werden 6% der weltweit eingesetzten Pestizide und ganze 16% der Insektizide dort eingesetzt. Ein Hektar wird mit ca. einem Liter davon besprüht. Nach der National Wildlife Federation wurden 84 Millionen Pfund (ca. 38‘000 Tonnen) Pestizide in den USA im Jahr 2000 verwendet, und das allein für Baumwolle!

Laut einer Studie aus China (Zhang et.al., 2015) verursacht der Baumwollanbau die meisten Umweltvergiftungen während der Herstellung eines T-Shirts. Viele der eingesetzten Chemikalien sind hochgiftig und einige sogar krebserregend für den Menschen.

Wie der Baumwollanbau nicht nur der Umwelt, sondern auch den lokalen Menschen schadet, erfährst du hier.

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Nachdem die Baumwolle geerntet wurde, beginnt der zweite Schritt: die Textilproduktion. Hier spielen viele Prozesse mit, wie zum Beispiel Spinnen, Stricken, Bleichen, Färben und weitere. Für diese Prozesse werden pro Kilogramm Kleidung ca. ein Kilogramm Chemikalien verwendet. Besonders beim Färben von Textilien gelangen giftige Farbstoffe und Chemikalien ins Abwasser und in die Luft. Das Färben verursacht aber auch direkte CO2 Emissionen, weil dabei Kohle verbrannt wird, um Dampf zu erzeugen. Auch bei der Herstellung der Färbemittel selbst entstehen schon Abfälle wie gefährliche Schwermetalle. Diese verschmutzen das Wasser und stellen eine Gefahr für die Gesundheit von Menschen dar. Eines davon ist Chrom, welches sogar als krebserregend gilt.

Für das Färben von Garn wird auch viel Wasser benötigt: für ein Kilo braucht es rund 60 Liter. Ausserdem werden Chemikalien verwendet, was zu starker Verunreinigung des Wassers führt. Noch weitere interessante Zahlen über den Einfluss von Kleidung auf die Umwelt findest du hier.

Wilhei, https://www.needpix.com/photo/462004/laundry-dry-dry-laundry-hang-washed-clip-leash-out-clothes-line, CC0

Die nächste Phase ist die Nutzungsphase. Hier gibt es grosse Unterschiede, je nach Gewohnheit. Das Waschen per Hand benötigt weniger Energie als eine Waschmaschine, ebenso wie das Lufttrocknen anstelle eines Trockners. Beim Bügeln fällt hingegen ein hoher Stromverbrauch an. Ein sparsamer Umgang kann helfen, z. B. indem man keine halbvolle Maschine laufen lässt. Durch solche Änderungen könnten jährlich mehrere Milliarden Kilowattstunden Strom und Milliarden Kubikmeter Wasser eingespart werden. Zum Vergleich: Eine durchschnittliche Waschladung benötigt 40–50 Liter Wasser und 0,5–1,9 kWh Strom.

Pixabay, „Photo Of An Industrial Factory Emitting Smoke”, https://www.pexels.com/photo/photo-of-an-industrial-factory-emitting-smoke-247763/, CC0

Nach der Produktion und Verwendung eines T-Shirts kann einiges passieren. Es kann wiederverwendet, recycelt, verbrannt oder anderweitig entsorgt werden. Leider landen viele Kleidungsstücke auf Mülldeponien oder werden verbrannt, was als besonders klimaschädlich gilt. Wenn Kleidungsstücke weggeworfen werden, können sie je nach Textilfaser mehrere hunderte Jahre liegen bleiben. Ein Baumwoll-T-Shirt wird sich zersetzen und dabei klimaschädliche Gase ausstossen.

Siamesepuppy, https://www.flickr.com/photos/siamesepuppy/50340174056, CC BY 2.0

Wichtig beim Lebenszyklus eines T-Shirts ist auch der Transport, der praktisch zwischen jedem Produktionsschritt stattfindet. Besonders bei globalem Transport werden signifikante Mengen an CO2 ausgestossen. Wenn ein T-Shirt per Flugzeug von China nach Europa geliefert wird, werden mehrere Tonnen CO2 emittiert. Der Transport per Zug wäre jedoch wesentlich umweltfreundlicher, er produziert nämlich nur etwa ein Elftel der Emissionen, dauert aber 2-3-mal länger.

Verschiedene Firmen, wie zum Beispiel TRIGEMA, versuchen den ökologischen Fussabdruck in der Textilproduktion zu verringern, indem sie lokal herstellen und relativ nahe ihre Baumwolle beziehen.

Welche Reise ein T-Shirt von China nach Deutschland durchmacht, findest du hier.

Captosha, https://www.flickr.com/photos/captrosha/6353200201,CC BY-NC-NC 2.0

Was sind mögliche Lösungen, um den Umwelt Impact zu verringern?

Um die Umweltauswirkungen der Kleidungsproduktion zu reduzieren, gibt es verschiedene Ansätze. Insbesondere beim Anbau von Baumwolle sollte der Einsatz von Düngemitteln, Pestiziden und Wasser besser kontrolliert werden. Der Einsatz von organischem Düngemittel, Pestiziden mit geringer Toxizität und wassersparender Bewässerung wird empfohlen. Nach WWF ist auch der Anbau von Bio Baumwolle eine Alternative zu konventioneller Baumwolle.

Auch wir als Konsumenten haben es in der Hand, einen positiven Beitrag zu leisten. Durch bewusstere Waschgewohnheiten, wie seltener waschen, bei niedrigeren Temperaturen, auf Trockner und Bügeleisen verzichten, lässt sich bereits viel erreichen. Zudem sollten wir bei jedem neuen Kleidungsstück hinterfragen, wo und unter welchen Bedingungen es hergestellt wurde. So fördern wir eine Produktion, die lieber weniger, dafür aber umweltfreundlicher und sozial verantwortlicher ist – zum Wohl der Umwelt und der Menschen, die daran arbeiten.

Interessante Zahlen zum Baumwollanbau und anderen Umwelt- und globalen Problemen findest du auf The World Counts.

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