Fast Fashion - Heutige Trends sind morgiger Abfall

Schoolmeester, "Cows at Sisdole landfill in Kathmandu", https://www.grida.no/resources/13317, CC BY-NC-SA 2.0

Die Modeindustrie verleitet uns immer wieder mit günstigen Preisen und den neuesten Trends. Dahinter verbirgt sich aber eine ernste Umweltkrise. Von chemikalienbelasteten Gewässern bis hin zu Müllbergen in Ländern wie Ghana und Chile. Erfahre, wie Fast Fashion die Umwelt, und auch die Gesundheit von Mensch und Tier gefährdet.

Umweltprobleme

Fast Fashion und die Modeindustrie haben in den letzten Jahren immense Auswirkungen auf die Umwelt und den Konsum von Kleidung gehabt. Jährlich werden weltweit rund 150 Milliarden Kleidungsstücke produziert, doppelt so viele wie noch 2012. Dieser Anstieg geht Hand in Hand mit einem massiven Anstieg der CO2-Emissionen, wobei die Modeindustrie für etwa 10 % der globalen CO2-Emissionen verantwortlich ist – mehr als die internationale Luftfahrt und Schifffahrt zusammen. Problematisch ist vor allem der Einsatz von Chemikalien beim Anbau, Färben und Veredeln von Textilien, der eine erhebliche Verschmutzung der Gewässer weltweit verursacht.

Ein weiteres Problem ist der starke Anstieg von synthetischen Fasern in der Bekleidungsproduktion. Rund 60 % der heute hergestellten Kleidung enthält Kunststofffasern, die bei jeder Wäsche Mikroplastik freisetzen. Diese Plastikpartikel gelangen in die Ozeane und machen etwa 35 % des Mikroplastiks im Meer aus. Diese Fasern gelangen auch in die Nahrungskette, was nicht nur die Umwelt, sondern auch die Gesundheit der Menschen gefährdet. Pro Tonne Stoff werden somit etwa 200 Tonnen Wasser verschmutzt.

Hier findest du eine spannende Dokumentation über Fast Fashion und die damit verbundenen Umweltprobleme.

maxmann, "Pesticide Glyphosate Plant Protection", https://www.needpix.com/photo/1826700/pesticide-glyphosate-plant-protection-spray-mist-herbicides-pest-control-insects-die, CC0

Auch der massive Ressourcenverbrauch ist ein ernstzunehmendes Problem. So werden für die Herstellung eines einzigen Baumwoll-T-Shirts rund 2.700 Liter Wasser benötigt – genug, um den Trinkwasserbedarf einer Person über zweieinhalb Jahre zu decken. Zudem ist der Baumwollanbau für 10-20 % des weltweiten Pestizideinsatzes verantwortlich, was die Artenvielfalt bedroht und landwirtschaftliche Flächen verschmutzt. Zwei Drittel der Baumwollproduktion erfolgt mit gentechnisch veränderten Pflanzen, was zu mehreren Problemen wie Resistenzbildung bei Schädlingen, Verlust der Biodiversität und erhöhtem Einsatz von Pestiziden und Herbiziden führen kann.

Schon mal überlegt was mit der Kleidung passiert?

Das grosse Problem am heutigen Kleidungskonsum ist, dass Kleidung als Wegwerfware gesehen wird. Europäer kaufen im Schnitt 26 kg Textilien pro Jahr und werfen 11 kg davon weg. Während der Großteil dieser Abfälle verbrannt oder auf Deponien gelagert wird, werden nur 1 % der Textilien tatsächlich recycelt. Die Umweltauswirkungen sind gravierend, sowohl auf globaler als auch auf lokaler Ebene.

Erfahre mehr über die Umweltauswirkungen von Textilproduktion und -abfällen in Europa hier.

Tim Malone, www.timmalone.id.au, CC BY-SA 2.5 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5>, via Wikimedia Commons

In der Schweiz sammeln Altkleidersammlungen jährlich fast 65.000 Tonnen Textilien. Unternehmen wie Texaid tragen zur Weiterverwendung bei, indem sie Kleidung sammeln, sortieren und in zahlreiche Länder weiterverkaufen. Stücke, die stark beschädigt sind, werden zu Putzlappen oder Isoliermaterial verarbeitet. Der Rest landet dann in der Müllverbrennung. Texaid liefert in verschiedene Ländern, wie zum Beispiel Kenia, einer der grössten Secondhand-Importeure Afrikas. Dort landen jährlich über 185‘000 Tonnen Secondhand Kleidung.

Was mit den Altkleidern bei Texaid genau passiert und in welchen Ländern sie landen erfährst du hier.

In Liechtenstein gibt es verschiedene Sammelstellen, zum Beispiel die Werkstoffsammelstelle Balzers. Diese nimmt nicht nur Altkleider, sondern auch Altmetall, Batterien und vieles mehr an. Die Altkleider werden dann in Säcke verschlossen und zum Hilfswerk transportiert.

Das Hilfswerk in Liechtenstein ist eine Sammelstelle für Bekleidung. Eine wichtige Aufgabe des Hilfswerks ist die Abgabe der Kleidung an hilfesuchende Menschen hier in Liechtenstein aber auch in anderen Ländern wie Rumänien, Ungarn, Peru und weitere. Letztes Jahr organisierten sie 10 Transporte in sieben verschiedene Länder, um mehrere Tonnen Kleidung zu verteilen. Falls es Kleidung gibt, die nicht mehr tragbar ist aufgrund von Flecken oder Löchern, wird diese zu Putzlappen, Garn, Füllstoff oder Dämmmatten verarbeitet. Nur sehr wenig kann nicht mehr recycelt werden und wird in einer Kehrrichtverbrennungsanlage für Stromproduktion verbrannt.

Raschid-Sally, "Urban Waste in Accra, Ghana", https://www.flickr.com/photos/waterlandeco/, CC BY-NC 2.0

Doch was passiert mit der Kleidung danach?

Die Modeindustrie ist die zweitgrößte Umweltverschmutzungsbranche der Welt, nach der Ölindustrie.

Eine SRF-Dokumentation zeigt, dass große Mengen an Altkleidern vom globalen Norden auf dem Kantamanto-Markt in Ghana landen, dem größten Secondhand-Kleidermarkt Westafrikas. Hier erreichen täglich Schiffscontainer mit etwa 15 Millionen Kleidungsstücken den Hafen von Accra. Rund 40 % dieser Kleidung ist jedoch unbrauchbar und landet auf illegalen Müllhalden, was zu erheblicher Umweltverschmutzung, wie Verschmutzung des Strandes und des Meeres, führt. Auch das Leben von Tieren wird beeinträchtigt: an den Stränden von Ghana haben Meeresschildkröten Schwierigkeiten, ihre Eier zu legen, da der Sand voller weggeworfener Kleidung steckt.

Ähnliche Zustände herrschen in Chile, wo die Atacama-Wüste zur Deponie für unverkaufte Kleidung aus aller Welt geworden ist. Der zollfreie Hafen von Iquique ist zum größten Umschlagplatz für Altkleider in Südamerika geworden. Unverkäufliche Kleidung wird hier auf riesige Deponien geworfen. Oft besteht sie aus synthetischen Materialien, die nicht biologisch abbaubar sind, und sie bleiben über Jahrhunderte in der Natur.

Eine interessante Doku zum Kleidermüll in Chiles Atacama Wüste von ARD findest du hier.

International Monetary Fund, https://www.flickr.com/photos/imfphoto/52180674872 , CC BY-NC-ND 2.0

Doch warum wird der Import von Secondhand Kleidung in Städten wie Accra nicht verboten? Das Problem dabei ist, dass einige Bewohner von dem Geschäft profitieren können und keine andere Möglichkeit haben, ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Viele Arbeitsplätze hängen von dem Geschäft mit Secondhand Kleidung ab. Auch Flüchtlinge, die alles verloren haben, sind abhängig von günstiger Kleidung von den Märkten. Was für uns Abfall ist, ist für viele Bewohner anderer Länder brauchbar.

Fast Fashion verursacht weltweit massive Abfallprobleme, die Umwelt und Gesellschaft schwer belasten. In Ländern wie Ghana und Chile zeigt sich, dass es keine nachhaltigen Entsorgungssysteme gibt, die mit dem immensen Textilabfall umgehen können. Die Lösung liegt in der Reduktion der globalen Textilproduktion, verbunden mit einem Bewusstsein für die Auswirkungen von übermäßigem Konsum.

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