Fast Fashion: Ein System mit hohen Kosten für Mensch und Umwelt

Quelle: https://www.pickpik.com/shopping-clothing-clothes-woven-fabric-shirt-6493

Fast Fashion lockt mit ständig neuen Kollektionen zu günstigen Preisen, doch wer trägt die Kosten dabei? Die Modebranche produziert in rasantem Tempo, oft unter menschenunwürdigen Bedingungen und mit gravierenden Folgen für unseren Planeten. Höchste Zeit, genau hinzuschauen und sich zu fragen wer eigentlich den wahren Preis für unsere Kleidung zahlt!

Der Begriff Fast Fashion beschreibt ein Modekonzept, bei dem Kleidung in rasantem Tempo produziert und zu extrem niedrigen Preisen verkauft wird. Das Ziel: Durch immer neue, billige Kollektionen viel Umsatz zu machen. Viele Modegiganten bringen mittlerweile 10 bis 12 Kollektionen pro Jahr heraus, was dem stetigen Wunsch der Konsumenten nach immer neuen Trends gerecht werden soll. Doch dieser Überfluss hat seinen Preis, der oft auf Kosten von Menschenrechten und der Umwelt geht.

Quelle: Solidarity Center, CC BY 2.0 <https://creativecommons.org/licenses/by/2.0>, via Wikimedia Commons

Weltweit arbeiten rund 75 Millionen Menschen in der Modeindustrie, 80 % davon Frauen. Vor allem in Entwicklungsländern sind diese Arbeiter*innen oft gravierenden Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt. Viele Textilarbeiter*innen erhalten nicht einmal den gesetzlichen Mindestlohn (minimum wage), der in den meisten Fällen noch weit unter dem existenzsichernden Niveau (living wage) liegt . Dies steht im Widerspruch zu den internationalen Menschenrechtsnormen, die faire Löhne fordern (Menschenrechtskonvention Art. 23, Paragraph 3).

Die Kampagne Fashion Revolution aus der Schweiz fertigte ein interessantes Whitepaper zum Thema nachhaltige Mode in der Textilbranche an. Sehr eindrücklich ist dabei die Fallstudie einer Arbeiterin aus Bangladesch namens Rohima. Ihr Monatslohn beträgt umgerechnet etwa 60 Franken. Das ist leider viel zu wenig, um ihre grundlegenden Bedürfnisse zu decken. Der Mindestlohn in Bangladesch entspricht ca. 50 Franken. Im Vergleich dazu läge der existenzsichernde Lohn bei ca. 260 Euro. Das sind 19% mehr als der gesetzliche Mindestlohn. Wie kann es fair sein, dass wir im Luxus leben, während Arbeiterinnen wie Rohima von ihrem Lohn nicht einmal ihre Existenz sichern können?

Garment Factory Sri Lanka https://www.flickr.com/photos/iloasiapacific/8249606304

Dort, wo so extrem billig produziert wird, wird auch häufig die Sicherheit und die Gesundheit von Arbeiter*innen missachtet. Ein tragisches Beispiel ist der Einsturz der Rana Plaza Fabrik in Bangladesch im Jahr 2013, bei dem mehr als 1‘100 Menschen ums Leben kamen.

Immer öfter werden solche Missstände aufgedeckt und Publik gemacht. Auch in Liechtenstein rückt das Thema ebenfalls immer mehr in den Fokus. Im Rahmen der Lokal + Fair Filmreihe in Vaduz wird am 7. November der Film The True Cost gezeigt. Er behandelt die Frage, wer wirklich den Preis für unsere günstige Kleidung zahlt – denn das sind sicherlich nicht wir als Konsumenten.

https://pirg.org/articles/fast-fashion-by-the-numbers/

Zu viel Kleidung - zu hoher Preis für die Umwelt

Die Art und Weise, wie wir Kleidung konsumieren, hat sich in den letzten Jahrzehnten drastisch verändert. Heutzutage wird Kleidung oft als Wegwerfware betrachtet – etwas, das wir nach kurzer Zeit entsorgen. Weltweit werden jährlich 150 Milliarden Kleidungsstücke produziert, doppelt so viel wie noch 2012. Diese Massenproduktion verbraucht gigantisch viele Ressourcen, wie z.B. Energie und Wasser und führt zu riesigen Mengen an Textilmüll, von denen der grösste Teil nicht biologisch abbaubar ist und mehrere hundert Jahre auf Deponien verleibt oder sich in der Umwelt verteilt.

Auch in kleinen Ländern wie Liechtenstein hinterlässt der Fast-Fashion Trend Spuren. Laut der Aussenhandelsstatistik von 2021 importierte Liechtenstein Textilien im Wert von rund 14 Millionen Schweizer Franken: Eine Steigerung von etwa 17 % gegenüber dem Vorjahr. Der Textilimport in Liechtenstein zwischen 2021 und 2023 war wieder rückläufig. Die Ursachen dafür kennt man derzeit noch nicht.

Quelle: https://www.watertech.co.ke/textile-waste-water-management-services-in-kenya/

Handeln für eine nachhaltigere Modezukunft

Um die Modeindustrie nachhaltiger zu gestalten, muss sich vieles ändern. Dies umfasst nicht nur den Übergang zu umweltfreundlicheren Materialien und Produktionsprozessen, sondern auch gesetzliche Regelungen, die Modeunternehmen in die Pflicht nehmen, Menschenrechte und Umweltstandards einzuhalten.

In vielen Ländern wächst der Druck auf Regierungen, Unternehmen für die Auswirkungen ihrer globalen Lieferketten zur Verantwortung zu ziehen. So berufen sich aktuelle Initiativen auf die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte, die 2011 verabschiedet wurden. Diese fordern, dass Unternehmen menschenrechtliche Sorgfaltspflichten einhalten und Massnahmen ergreifen, um Risiken zu minimieren und Missstände zu beheben. Beispiele für solche Initiativen sind Fair Wear Foundation und Ethical Trading Initiative, welche als Ziel haben, die Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie zu verbessern.

Was können wir als Einzelpersonen aber tun, um unseren Kleidungskonsum nachhaltiger zu gestalten? Mode ist für viele Menschen ein wichtiges Ausdrucksmittel und Teil ihres Lebensstils. Zum Glück gibt es zahlreiche Alternativen zur Fast Fashion, die stilvolles Einkaufen und Nachhaltigkeit vereinen. Ein erster Schritt ist es, bewusster zu konsumieren.

Quelle: Joachim Müller https://www.flickr.com/photos/joachim_s_mueller/486857783

Entscheide dich für Kleidung, die nachhaltiger produziert wurde, etwa durch die Verwendung von Bio und Fair Trade zertifizierten Materialien und den Verzicht auf Pestizide. Diese Kleidungsstücke sind umweltfreundlicher und oft auch langlebiger.

Schau dich auf Flohmärkten oder in Secondhand-Läden wie einem Brockenhaus um, die gebrauchte Kleidung anbieten. Auch online gibt es mittlerweile viele Plattformen, die Secondhand-Mode verkaufen und es ermöglichen, ungenutzte Kleidungsstücke weiterzuverkaufen. Da spart man nicht nur Emissionen, sondern meistens auch Geld.

Hier haben wir einige konkrete Tipps und Plattformen für dich:

Kaufe mehr Secondhand ein, zum Beispiel:  

o   Brockenhaus, 94Secondhand Balzers, Suvi’s Boutique and Secondhand, Brockenstube des Frauenvereins Vaduz, öffentlicher Secondhand-Markt für Kinder und Baby Sachen müze

o   Marko, Ricardo, Tutti Online Shops und Apps

o   Flohmarkt

Tausche deine Kleidung mit Bekannten und Freunden

o   falls du es noch nicht gehört hast: Wir veranstalten am 26. Oktober eine Kleidertauschbörse

Mach was Neues aus deiner Kleidung durch Upcycling

o   durch Schneiden und Nähen kannst du deine lange Jeans in eine kurze für den Sommer verwandeln oder

o  arbeite deine alte langweilige Jacke mit Strasssteinen und Patches zu einer neuen einzigartigen Jacke um.

Repariere, was kaputt ist

Das sind nur einige Beispiele von Umwelt und Fair Trade Zertifizierungen, auf die du beim Shoppen achten kannst.

Fast Fashion hat uns gezeigt, dass Mode zu einem Wegwerfprodukt geworden ist. Doch der Preis, den wir dafür zahlen, ist hoch – nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Menschen, die diese Kleidung unter oft menschenunwürdigen Bedingungen herstellen. Es liegt an uns als Konsument*innen und an den politischen Entscheidungsträgern, ein System zu fördern, das nicht auf Kosten von Menschen und Natur funktioniert.

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