Geschichte

8. Februar 1973 - Die LGU wird gegründet

  • Die Auslöser zur Gründung der LGU am 8. Februar 1973 durch das damalige «Who is Who» Liechtensteins waren in erster Linie zwei Bedrohungen von aussen. Im benachbarten, schweizerischen Sennwald wurde eine Öl-Destillationsanlage gebaut und Rüthi im St. Galler Rheintal war sogar als Standort eines Atomkraftwerkes im Gespräch.

  • 360 Personen waren an der Gründungsversammlung anwesend. Darunter S. D. Fürst Franz Josef II sowie Vertreter von Landtag und Regierung. Man wollte eine schlagkräftige Umweltorganisation, die sich der Bedrohungen von ausser- und innerhalb annimmt.

  • Zu Beginn der 1970er Jahre herrschte europaweit Aufbruchstimmung in Sachen Umweltschutz. Die Auslöser dafür waren vor allem das europäische Naturschutzjahr 1970, der erste Bericht des Club of Rome über «Die Grenzen des Wachstums» sowie die Ölpreiskrise.

  • Die Gründer*innen waren am Puls der Zeit. Erstmals in der Geschichte der Menschheit handle es sich um eine Krise des Zuviel, wie der Delegierte der 1971 gegründeten Schweizerischen Gesellschaft für Umweltschutz (SGU) Dr. Andreas M. Rickenbach im Hauptreferat betonte.

  • Die erste Aufgabe der neu gegründeten Gesellschaft sei es, Verständnis für die Belange des Umweltschutzes zu schaffen. Jedermann solle über die Notwendigkeit eines umfassenden Schutzes all jener Dinge aufgeklärt werden, die wir bis anhin als Selbstverständlichkeiten betrachteten, kündigte der erste Vize-Präsident Dr. Otto Hasler an.

Die LGU steht für Abfallvermeidung

  • Bis weit in die 1970er Jahre landeten Abfälle wie Elektroschrott, Kunststoffe oder Autoreifen auf gemeindeeigenen oder wilden Deponien. Die LGU arbeitete von Anfang an mit an wirksamen gesetzlichen Rahmenbedingungen, damit die Umwelt besser vor der Belastung durch Abfälle geschützt wird. Heute regelt das Umweltschutzgesetz den Umgang mit den diversen Abfallkategorien. Es beinhaltet auch die Abfallhierarchie, die der Vermeidung von Abfällen oberste Priorität einräumt.

  • Aushubmaterial und Inertstoffe sind bei uns die grössten Abfallkategorien. Der Deponieraum dafür wird durch Kiesabbau erzeugt. Allerdings kann der Kies gar nicht schnell genug abgebaut und verkauft werden, um genügend Platz dafür zu schaffen.

  • Es wird nach immer mehr Deponieraum verlangt, dabei wäre ein grosser Teil dieses «Abfalls» wiederverwertbar. Zum Schutz von Lebensräumen und Landschaft wehrt sich die LGU gegen diese Verschwendung. Abfall muss als wertvolle Ressource gesehen und möglichst weitgehend wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden. Unsere Kinder und Kindeskinder werden die Folgen unserer Hinterlassenschaften ebenso zu tragen haben, wie wir jetzt die Deponien unserer Gross- und Urgrosseltern sanieren müssen.

  • Dafür muss die Wirtschaft Kreisläufe schliessen. Nur so werden Ressourcen geschont und weniger Abfall produziert. Suffizientere Lebensstile würden massgeblich dazu beitragen. Die LGU zeigt beständig auf, wie das gelingen kann.

Die LGU steht für Biodiversität

  • Das Naturschutzgebiet Ruggeller Riet gibt es seit 1978. Es ist das grösste Naturschutzgebiet Liechtensteins. Die Botanisch-Zoologische Gesellschaft BZG und die LGU waren massgeblich an seiner Begründung beteiligt. Ein Erfolg für den Naturschutz in Liechtenstein!

  • Mit dem Unterschutzstellen war es nur leider nicht getan. Das Absinken des Grundwasserspiegels und die Entwässerung blieben nicht ohne Konsequenzen. Die Böden wurden trockener und das Flachmoor verlor über die Jahre an Lebensraumqualität für seine typischen Bewohner. Wieder blieben BZG und LGU am Ball und erreichten, dass Projekte zur teilweisen Wiedervernässung im Naturschutzgebiet umgesetzt werden.

  • Bis heute fehlen Pufferstreifen, die diejenigen Teile des Naturschutzgebietes gegen Dünger- oder Pestizideintrag schützen, die an intensiv bewirtschaftetes Land angrenzen. Zudem müssen wertvolle Lebensräume wie das Ruggeller Riet besser mit anderen Lebensräumen vernetzt werden, damit sie langfristigen Schutz für die Tier- und Pflanzenwelt bieten können.

  • Das ist eine grosse Herausforderung für den Naturschutz, da viele verschiedene Interessen um die Landschaft konkurrieren. Wir von der LGU setzen uns dafür ein, dass möglichst viele der typischen Riedbewohner erhalten bleiben und nicht aus Liechtenstein verschwinden wie schon der Laubfrosch.

Die LGU steht für umweltfreundliche Mobilität

  • Die Themen Mobilität und Verkehr begleiten die LGU seit ihrer Gründung. Schliesslich wollen immer mehr Menschen rasch und bequem von A nach B. Das eigene Auto wird dafür von vielen bevorzugt. Und sobald es staut, eng und langsam wird auf den Strassen, werden Rufe nach neuen Strassen laut. Dabei haben wir so viele verschiedene Möglichkeiten der Fortbewegung. Neben dem Autofahren können wir zu Fuss gehen, öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder mit dem Velo fahren.

  • Tiere sind übrigens ebenfalls ständig in Bewegung: zur Futtersuche, auf Partnersuche, zur Gemeinschaft oder zum Spiel. Auch für sie ist es überlebenswichtig, mobil zu sein. Unsere Infrastrukturen verbrauchen und zerschneiden ihre Lebensräume.

  • Deshalb finden wir von der LGU, dass auch hier die Vielfalt eine Chance haben sollte. Warum immer nur mit dem Auto fahren, wenn das Velo, der Fussweg oder der Bus ebenso zum Ziel führen? Dann haben auch unsere tierischen Nachbarn wieder bessere Chancen auf ein lebenswertes Miteinander.

Die LGU steht für heimische Biodiversität

  • Weder Biber noch Wölfe, Luchse oder Fischotter gab es in Liechtenstein, als die LGU 1973 gegründet wurde.

  • So waren der Nager und die Raubtiere vor allem aus Märchen und dem Fernsehen bekannt, als um das Jahr 2008 Biber rheinaufwärts schwammen und die Abzweigung zum Liechtensteiner Binnenkanal nahmen. Ihre Ankunft wurde zuerst bejubelt: Eine vor langer Zeit ausgerottete Art war zurück.

  • Die Freude währte allerdings kurz, denn Biber tun, was Biber halt so tun: Sie gründen eine Familie, stauen, graben und gestalten, fördern Feuchtlebensräume und die Vielfalt. Leider wissen sie nicht, dass sie sich dabei an unsere Regeln halten sollten. Wir haben ja schon gestaltet und je nach Ziel und Zweck können oder wollen wir keine wilden Veränderungen zulassen. Die LGU zeigte im ganzen "Biber-Sturm" Möglichkeiten und Wege des Zusammenlebens, aber auch Grenzen auf. Nach langem hin und her gelang es schliesslich, gangbare Wege zu finden. Ein Biberkonzept, ähnlich wie es unsere Nachbarn anwenden, hilft dabei.

  • Es ist zweifellos eine anspruchsvolle Herausforderung, das Nebeneinander mit den Wiederkehrern zu gestalten. Kein Weg führt daran vorbei, denn heimische Arten haben ein Bleiberecht. Weitsicht und konstruktive Lösungen sind gefragt.

Die LGU steht für Artenvielfalt

  • Absichtlich oder versehentlich werden weltweit Pflanzen- und Tierarten verschleppt. Handelt es sich bei den "Neulingen" um Pflanzen, nennt man sie Neophyten. Gebietsfremde Tiere heissen im Fachjargon Neozoen. Wenn sie sich unkontrolliert ausbreiten und Schaden anrichten können, werden die Arten als invasiv bezeichnet.

  • Der Seefrosch, eine grosse Wasserfrosch-Art hat seine ursprüngliche Heimat zwischen Osteuropa und Mittelasien. Er wurde zur Froschschenkelproduktion auch in unsere Breiten importiert. Einige sind wohl entwischt und haben sich über die Jahre ausgebreitet. Die verschiedenen Wasserfroscharten können sich untereinander paaren, wobei der Seefrosch genetisch dominant ist. Das Erbmaterial des Kleinen Wasserfrosches geht dadurch mit der Zeit verloren, die Biodiversität nimmt ab.

  • Wegen ihrer leuchtend gelben Blüten und ihrer unkomplizierten Wuchsfreudigkeit wurden Goldruten als Zierpflanzen aus Amerika importiert. Sie fühlen sich sehr wohl bei uns und verbreiten sich leider auch in wertvollen Naturräumen unglaublich stark. Weniger wuchsstarke heimische Pflanzen ziehen den Kürzeren und werden verdrängt.

  • In Liechtenstein wird viel dafür getan, um invasive Neophyten im Zaum zu halten. Die LGU unterstützt das und führt auch eigene Einsätze durch. Helfende Hände sind dafür stets gefragt.

Die LGU steht für "Weniger ist mehr"

  • Die Klimakrise, die Biodiversitätskrise und die Verschmutzung von Luft, Land und Wasser sind die Folgen unseres Wirtschaftens und unserer Lebensstile. Die drei eng miteinander verbundenen Umweltkrisen bedrohen unser Dasein und unsere Zukunft.

  • Wir verbrauchen unnötig viele Ressourcen. Wir belasten die Lebensräume und lassen wenig Raum für andere Arten. Das einzig erfreuliche an einer Krise des Zuviel ist, dass wir etwas daran ändern können. Jede und jeder kann sich auf den Weg machen und dabei helfen, die grossen Herausforderungen zu meistern.

  • Auch der Staat ist gefordert. Er muss die Rahmenbedingungen so setzen, dass umweltfreundliches Leben und Wirtschaften zur Normalität werden. Allein durch technische Verbesserungen und mehr Effizienz können weder die Klimaziele erreicht, noch die Biodiversitätskrise überwunden werden.

  • Brauche ich das wirklich? Muss ich das weiterhin so machen, oder habe ich Alternativen? Wer sich traut, solche Fragen zu stellen, ehrlich zu beantworten und etwas zu verändern, kann nur gewinnen: Zeit für Familie, Freunde und Hobbys, Ersparnisse für wirklich wichtige Dinge, mehr Raum durch weniger Plunder, mehr Zufriedenheit.

Die LGU steht für lebendige Gewässer

  • Wer hält sich nicht gern am Wasser auf? Für die Biodiversität sind die Feuchtlebensräume enorm wichtig. Wenn sie intakt sind, gehören sie zu den artenreichtsten Lebensräumen überhaupt. Der Einsatz für die Wiederbelebung von Gewässern begleitet die LGU seit ihrer Gründung.

  • Die meisten Gewässerlebensräume wurden im 19. und 20. Jahrhundert stark verändert. Hochwassersicherheit, Gewinnung von bewirtschaftbarem Land oder Energieproduktion haben die vielfältigen Ausprägungen der Wasserlebensräume massiv reduziert. In der Folge ist auch ihre Biodiversität geschrumpft.

  • Auch der Alpenrhein fliesst heute als Kanal. Sein ökologischer Zustand ist schlecht. Damit er seine ökologischen Funktionen, auf die auch die menschlichen Alpenrhein-Anwohner angewiesen sind, wieder erfüllen kann, muss seine Lebensraumqualität deutlich besser werden. Der Rhein ist so etwas wie die Hauptschlagader unseres Gewässersystems. Er sollte vielfältige Lebensräume bieten und auf seinem Weg viele weitere Lebensräume miteinander verbinden.

  • Neben den Fischen sind unglaublich viele auch an Land lebende Tier- und Pflanzenarten auf vielfältige Gewässer angewiesen. Wir Menschen nutzen lieber lebendige Gewässer, als langweilige Kanäle für Freizeit und Erholung.

Die LGU steht für Beteiligung und Verantwortung

  • Von den ersten Schutzbemühungen für das Edelweiss am Anfang des letzten Jahrhunderts bis zur heutigen nationalen und internationalen Natur- und Umweltschutzgesetzgebung war es ein weiter Weg. Seit 50 Jahren begleitet die LGU aktiv die liechtensteinische Natur- und Umweltschutzgesetzgebung. Sie bringt dazu Vorschläge ein und nimmt Stellung im Rahmen von gesetzgebenden Verfahren.

  • Zum Wirtschaften und um Mobilität, Wohnen und Freizeit möglichst komfortabel zu gestalten wird tagtäglich in die Umwelt eingegriffen. Dass die Landschaft nicht nur für die Menschen da ist, sondern auch vielen anderen natürlichen Lebensgemeinschaften sichere Lebensgrundlagen bieten muss, geht dabei sehr oft unter. Doch Tiere und Pflanzen brauchen ebenfalls Raum und gute Lebensbedingungungen.

  • Saubere Luft, gute Wasserqualität und langfristig fruchtbare Böden sind für alle Lebewesen überlebenswichtig und dennoch nicht selbstverständlich, denn unser Wirtschaften hinterlässt überall belastende Spuren.

  • Wenn nötig, erinnert die LGU daran, dass funktionierende Naturhaushalte unsere Lebensgrundlagen und deshalb von öffentlichem Interesse sind. Die LGU versteht sich als Lobby der natürlichen Umwelt. Unsere Stimme und unser Schutz gelten unseren Lebensgrundlagen.

Die LGU steht für Fakten und Aufklärung

  • Singvögel sind schützenswert. Diesem Satz widerspricht niemand. Alle denken dabei an zwitschernde Federbällchen, die uns selbst in Städten eine gewisse Naturnähe vermitteln.

  • Elstern gehören ebenfalls zu den Singvögeln. Doch die schwarz-weissen Rabenvögel sind nicht sehr beliebt. Sie seien diebisch und würden Singvögel dezimieren, heisst es immer wieder. Auch die Krähen, Verwandte der Elstern, werden ähnlich schubladisiert. Gehören also die Singvögel zu den Guten und die krächzenden Rabenvögel zu den Bösen?

  • Auch wenn Elstern und Krähen sich ab und zu an den Nestern kleinerer Singvögel bedienen, um ihre eigene Brut zu ernähren, sind sie nachweislich nicht für den Rückgang anderer Vogelarten verantwortlich. Als Aasfresser leisten sie sogar wichtige Dienste im Ökosystem. Für den Rückgang diverser Singvogelarten ist vor allem die menschliche Landnutzung verantwortlich.

  • Das Beispiel lässt sich auf etliche weitere Gut-oder-Böse-Schubladisierungen übertragen, mit denen wir Tiere und Pflanzen einteilen. Doch die Zusammenhänge in den Ökosystemen sind komplex. Die Gut-und-Böse-Schubladen werden dem nicht gerecht. Bekämpfen wir das vermeintlich Böse, verlieren wir dabei viel Gutes. Die LGU hält sich an Fakten und klärt auf.

Die LGU steht für wilde Natur

  • Wo in der Natur die natürlichen Prozesse und Entwicklungen weitgehend unbeeinflusst durch Menschen frei ablaufen dürfen, herrscht ein enges Nebeneinander von Entstehen und Verfall. Dabei kommen neben vielen weiteren seltenen Arten auch die Pioniere unter den Tier- und Pflanzenarten immer wieder zum Zug. Diese Gebiete sind Hotspots der Biodiversität.

  • Natürliche Prozesse wie zum Beispiel Hochwasser verändern solche Lebensräume periodisch. Doch es scheint, als hätten die pflanzlichen und tierischen Pioniere nur auf diese Chance gewartet. Zahlreiche Arten von Wildbienen, Schmetterlingen und Käfern, Fröschen, Kröten und viele weitere siedeln sich an. Schnell wachsende Pionierpflanzen begrünen die zunächst kahl wirkenden Biotope. Nach einigen Jahren werden sie sich wieder zurückziehen, dann besiedeln die ihnen nachfolgenden Tier- und Pflanzenarten diese Lebensräume.

  • Im unzugänglichen Samina- und Galinatal blieb die beeindruckende Naturlandschaft in ihrer Ursprünglichkeit weitgehend bewahrt. Daher hat die LGU im Rahmen eines gemeinsamen Projekts mit der BZG und der inatura – Erlebnis Naturschau Dornbirn die Fauna und Flora dieses besonderen Naturraums untersuchen lassen. Die Naturmonographie Samina- und Galinatal ist 2022 erschienen.

Die LGU steht für fitte Waldökosysteme

  • In den 1980er Jahren war viel vom Waldsterben die Rede. Bäume wurden kahl und starben ab. Schuld sei der saure Regen, sagte man. Tatsächlich war ein übler Mix aus vielen verschiedenen Luftschadstoffen schuld daran. Besonders schlimm betroffen waren Monokulturen, in denen die Fichten zur Holzgewinnung in Reih und Glied standen.

  • Die Umweltgesetzgebungen verbesserten sich nach und nach und die Luftschadstoffe wurden weniger. Auch im Waldbau verbesserte sich einiges und die Wälder wurden wieder gesünder.

  • Heute, über 40 Jahre später, steht der Wald vor neuen, grossen Problemen. Neben waldbaulichen Altlasten wie Monokulturen, sind die steigenden Temperaturen, häufigere und längere Trockenheitsperioden sowie zu hohe Luftstickstoff Konzentrationen Schuld daran. Die Gesundheit der Bäume wird dadurch geschwächt und sie sind anfälliger für Schädlingsbefall.

  • Die LGU fordert und fördert Massnahmen, die das Klima schützen und die Biodiversität fördern. Diese kommen auch unseren Wäldern zugute, die wiederum selbst wichtige Beiträge zum Klimaschutz leisten, indem sie CO2 speichern und kühlend wirken. Wir setzen uns ein für naturnahe Wälder und gesunde Waldökosysteme, die sich den verändernden Umweltbedingungen anpassen können.

Jahresberichte, Protokolle der Mitgliedersammlungen und weitere Beiträge aus unserer Vereinsarbeit

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