Klima: Prinzip "freiwillig" versagt
Liechtensteins
Bestrebungen, den Energieverbrauch und den CO2-Ausstoss zu reduzieren,
sind anerkennenswert. 60 Prozent der Massnahmen des Energiekonzeptes seien
umgesetzt, so Energieminister Klaus Tschütscher. Aber wo bleibt die entsprechende
Wirkung? Die aktuell veröffentlichte Bau- und Energiestatistik zeigt klar: Der
Strom- und Energieverbrauch steigt. Das Prinzip „freiwillig“ wirkt nicht. Einspareffekte
durch effizientere Technologien werden durch den anhaltenden Bau- und
Wachstumsboom sogar überkompensiert. Kein Wunder, sieht die Regierung den bequemsten
Ausweg zur Erfüllung ihrer internationalen Verpflichtungen mit Massnahmen im
Ausland. Die LGU ist nach wie vor überzeugt, dass die Möglichkeiten im Inland
bei Weitem nicht ausgeschöpft sind. (5 gute Gründe für Klimaschutz hier und jetzt).
Minergie-P-Standard
Das bewilligte Bauvolumen in Liechtenstein erhöhte sich im Jahr 2007 rekordmässig um mehr als 50 Prozent. Liechtenstein rühmt sich zwar heute schon fortschrittlicher Bauvorschriften und ist auf dem Weg, ein grosszügiges Fördergesetz für energieeffizientes Bauen zu verabschieden. Die Baustatistik zeigt, dass der Energiefrage beim Bauen zunehmend Rechnung getragen wird. Das ist gut, aber zu wenig! Erstaunlich ist, dass nur in Ausnahmefällen nach dem Stand der Technik gebaut wird: Der Minergie-P-Standard, meist mit passiver Nutzung der Sonnenwärme, braucht zum Heizen viermal weniger Energie als der mittlerweile bekannte Minergie-Standard. Und dies über 50-80 Jahre! Die Mehrkosten von Minergie-P (2-5 Prozent gegenüber Minergie) sind in Kürze über tiefere Energiekosten amortisiert. Und was kaum jemand weiss: Die Landesbank bietet eine attraktive Öko- und Renovationshypothek an. Die LGU fordert nun die nötige Portion Lösungswillen: Nichts, aber auch gar nichts hindert uns wirklich daran, für private und öffentliche Neubauten den Minergie-P-Standard vorzuschreiben.
Betriebliches Mobilitätsmanagement
Der Verkehr ist gemäss Zukunftsbarometer Liechtenstein das dringendste Problem. Die Mehrheit der Bevölkerung will eine Verlagerung auf den öffentlichen Verkehr, eine Einschränkung des Privatverkehrs und eine Lösung für den Arbeitsverkehr. Wenn alle, auch die Liechtensteiner Arbeitnehmenden, auch nur einmal pro Woche beim Arbeitsweg aufs Auto verzichten würden, würden jährlich schätzungsweise 15 Tonnen CO2 eingespart. Das ist sage und schreibe ein Viertel der Einsparung, die aktuell nötig ist, um das Kyoto-Protokoll zu erfüllen! Betriebliches Mobilitätsmanagement beinhaltet ein ganzes Massnahmenpaket, um die Motivation für diese wahrlich kleine Leistung jedes und jeder Einzelnen zu fördern. Warum also nicht von allen Betrieben Massnahmen verlangen, die den Anteil derjenigen erhöhen, die zu Fuss, mit dem Rad oder mit dem öffentlichen Verkehr kommen? Die Gemeinde Eschen übrigens geht mit gutem Beispiel voran, sie schreibt im Industriegebiet den Modalsplit vor und leistet Überzeugungsarbeit. Es ist Zeit, dass auch die Regierung aktiv wird und ohne Wenn und Aber diejenigen Massnahmen beschliesst, die wirken.
Forumbeitrag Liechtensteiner Vaterland und Volksblatt vom 29. März 2008